Endlich da: ›Glasflügel‹ von Katrine Engberg – Scandi Crime mit Gänsehautgarantie
Wochenlang Platz 1 auf der dänischen Bestsellerliste – jetzt reißt sich die ganze Welt um Katrine Engbergs Scandi Crime! In 18 Länder verkauft, darunter in die USA, wo sie vor kurzem im Oprah Winfrey Magazin empfohlen wurde. Auch andere prominente Fans sind begeistert:
»Katrine Engberg ist ein absoluter Star!« Camilla Läckberg
»Katrine Engbergs unvergessliche Charaktere und brillante Plot-Twists nehmen Krimi-Leser gefangen!« Kathy Reichs
»Großartig, dass man beim Lesen ihrer Krimis auch schmunzeln oder innehalten kann. Darin ist sie eine große Meisterin.« Nele Neuhaus
In der Fußgängerzone im Zentrum von Kopenhagen macht ein Mann einen makabren Fund: In einem Brunnen liegt die nackte Leiche einer Frau. Jeppe Kørner wird mit dem Fall betraut, doch diesmal hat er seine Partnerin Anette Werner nicht an seiner Seite. Diese ist in der Babypause – oder sollte es zumindest sein. Die Ermittlungen führen Kørner (und Werner, die es dann doch nicht lassen kann) ins kranke Herz des Gesundheitssystems. In eine Welt, in der man sich mit großem Mitgefühl um Patienten kümmert, aber von Einzelnen auch so viel Schaden angerichtet wird, dass die Betroffenen in ihrem Schmerz und ihrer Ohnmacht zu tickenden Zeitbomben werden.
432 Seiten
erschienen am 26. Februar 2020
978-3-257-07123-8
€ (D) 20.00 / sFr 27.00* / € (A) 20.60
* unverb. Preisempfehlung
Leseprobe
Prolog
Die Glasampullen lagen direkt neben den Einwegspritzen und Kanülenbehältern in dem abschließbaren Schrank. Morphium und Oxycontin für starke Schmerzen, Propafenon gegen Vorhofflimmern und das blutverdünnende Pradaxa, alles war ordentlich in Pappschachteln und Folie verpackt. Die Standardmedikamente in der Kardiologischen Abteilung des Rigshospital dienten der Linderung von Schmerzen, der Verbesserung der Lebensqualität und manchmal sogar der Heilung. Die Krankenschwester warf einen raschen Blick auf die Medikamente und rechnete. Wie schwer war er? Das Gewicht des Patienten stand auf einer Karteikarte am Kopfende des Bettes, aber sie wollte jetzt nicht im Krankenzimmer nachsehen. Die Nacht nahm einfach kein Ende. Kurz vor Schichtwechsel hatte sich eine Kollegin krankgemeldet, und sie hatte auch den Nachtdienst übernehmen müssen. Statt den Abend mit der Familie zu verbringen, war sie jetzt seit fast sechzehn Stunden im Dienst. Ihr dröhnte der Schädel vom ständigen Klingeln der Patienten, ihren Fragen und Wünschen, in den Gesundheitslatschen schmerzten die Füße, und ihr Nacken war steif wie ein Brett. Sie gähnte, rieb sich die Augen und sah ihr Spiegelbild in der blanken Innenseite des Metallschranks. Keine zweiunddreißig Jahre alte Frau sollte chronisch so dunkle Ringe unter den Augen haben, die Arbeit machte sie kaputt. Nur noch eine Stunde, dann war ihre Schicht endlich vorbei, dann konnte sie nach Hause gehen und schlafen, während die Familie aufstand und mit Coco Pops vor dem Fernseher frühstückte. Sie wählte drei Ampullen aus, steckte sie in die Kitteltasche und schloss den Arzneischrank wieder ab. Dreimal 50 mg/ 10 ml Ajmalin, das müsste genügen. Der Patient wog sicher nicht mehr als siebzig Kilo, dreißig Milliliter dieses Medikaments gegen Herzrhythmusstörungen entsprachen also dem Doppelten der empfohlenen Maximaldosis. Genug, um akutes Herzversagen herbeizuführen und ihn von seinen Leiden zu erlösen. Und alle anderen auch, dachte sie, als sie über den leeren Korridor zum Zimmer 8 ging. Ständig hatte der alte Mann Sonderwünsche, er fluchte und beschwerte sich über alles – vom schlechten Krankenhauskaffee bis zur Arroganz der Ärzte. Die ganze Abteilung war sein Gemecker leid. Und sie hatte schon immer laut und deutlich ihre Meinung gesagt und die Dinge selbst in die Hand genommen. Keine Rolle, mit der man sich beliebt macht, aber was sollte sie machen? Nur passiv zusehen und wie ihre Kolleginnen über den Personalmangel und die fehlenden Bettenplätze jammern? Bestimmt nicht! Sie war nicht Krankenschwester geworden, um Kaffee zu holen und Kratzer zu verbinden. Sie wollte mehr. Eine Putzfrau schob ihren Wagen mit Eimern und Lappen den Korridor entlang, ohne aufzublicken. Die Krankenschwester ging an ihr vorbei, ihre Hand umklammerte die Ampullen. Ihr Herz schlug jetzt schneller. Gleich würde sie etwas Außergewöhnliches tun, sie würde ihr ganzes Können zeigen und versuchen, ein Leben zu retten. Die lebhafte Erwartung löste das Gefühl der Leere ab, das sie sonst immer empfand. In diesem Augenblick war sie unentbehrlich. So viel stand auf dem Spiel, so viel lastete auf ihren Schultern. In diesem Moment war sie Gott. Sie schloss die Tür zur Personaltoilette, wusch und desinfizierte ihre Hände und legte die Ajmalin-Ampullen sorgfältig nebeneinander. Mit routinierten Handgriffen befreite sie die Einwegspritze aus ihrer Verpackung, zog die Flüssigkeit auf, schnippte gegen die Spritze und versicherte sich routinemäßig, dass sie keine Luft mehr enthielt. Die Verpackung knüllte sie zusammen und stopfte sie im Mülleimer weit nach unten, bevor sie mit der Spritze in der Kitteltasche die Tür öffnete. Vor Zimmer 8 warf sie einen diskreten Blick über den Flur. Keine Kollegin, kein Patient war zu sehen. Sie schob die Tür auf und trat in die Dunkelheit. Ein leises Schnarchen teilte ihr mit, dass der Patient schlief. Sie konnte in Ruhe arbeiten. Sie trat näher und betrachtete den alten Mann, der mit leicht geöffnetem Mund auf dem Rücken lag. Grau, knochig, vertrocknet. Eine kleine Speichelblase zeigte sich in einem der Mundwinkel, die Augenlider zitterten ein wenig. Gibt es auf der Welt Überflüssigeres als mürrische alte Männer? Sie schraubte das Einspritzventil des Venenkatheters ab, der auf seinem dünnhäutigen Handgelenk saß, und zog die Spritze aus der Tasche. Direkter Zugang zum Blut, das zum Herzen fließt, ein offenes Tor für Gottes verlängerte Fingerspitze. Ajmalin wirkte zum Glück sehr schnell, der Herzstillstand würde beinahe augenblicklich eintreten. Sie verband die Spritze mit dem Venenkatheter und wusste, dass ihr nur wenig Zeit blieb, die Spritze zu verstecken, bevor der Überwachungsalarm ausgelöst wurde. Der Patient bewegte sich ein wenig im Schlaf. Sie tätschelte ihm beruhigend die Hand. Dann drückte sie den Kolben der Spritze durch.
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Katrine Engberg
Katrine Engberg
Geboren 1975 in Kopenhagen, arbeitet für Fernsehen und Theater und ist als Tänzerin, Choreographin und Regisseurin landesweit bekannt. Mit ›Krokodilwächter‹ hat sie in der Welt des skandinavischen Thrillers debütiert. ›Blutmond‹ ist der zweite Fall für Kørner und Werner. Sie lebt mit ihrer Familie in Kopenhagen.
Katrine Engbergs erfolgreiche Serie wurde bereits in 18 Länder verkauft, darunter an Simon & Schuster in den USA, Marsilio in Italien und AST in Russland.
Auszeichnungen
- Nominiert für den ›Martha Prisen‹, Dänemark , 2018
- Nominiert für ›Plusbog’s Author of the Year Award‹, Dänemark , 2017
- Krokodilwächter nominiert für ›BogForum Debutant Prize‹, Dänemark , 2017
Kopenhagen Stadtplan
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