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#dryjanuary mit Spaghetti und Sternschnuppen – Teil 2
Inspiration von Jardine Libaire & Amanda Eyre Ward

Die Autorinnen Jardine Libaire und Amnada Eyre Ward leben mittlerweile ein Leben ohne Alkohol. In ihrem gemeinsamen Buch Berauscht vom Leben – Die Freiheit, nicht zu trinken zeigen Sie auf, wie schön das sein kann und geben Anregungen für den Alltag. Jardine Libaire erzählt von einem köstlichen Spaghetti-Dinner im Winter unter freiem Himmel.

Photo by Pars Sahin on Unsplash

Spaghetti und Sternschnuppen

(Auszug Seite 99 bis 100) 

»Jardine hatte immer geglaubt, für ein gelungenes Essen seien Wein und Alkohol unerlässlich. Alle ihre Mahlzeiten würden ohne Wein ab jetzt den vergangenen nachstehen. Und das wäre ein echtes Opfer. Punkt.
   Aber dann nahm sie wunderbare Mahlzeiten ohne Alkohol zu sich – doch von Unzufriedenheit keine Spur, im Gegenteil. Wie oft hatte sie in der Vergangenheit darüber nachgedacht, wie viel Wein noch in der Flasche war und ob ihre Gastgeber nicht bald eine weitere aufmachen würden (hoffentlich!). Oder sie überlegte, wie viel sie schon getrunken hatte und ob sie noch nach Hause fahren konnte, schließlich brauchte sie ihren Wagen gleich früh am nächsten Morgen wieder. Oder sie bemerkte, wie betrunken die Gastgeberin war und deshalb plötzlich gemein zu ihrem Freund wurde, und fühlte sich unwohl. Natürlich verdirbt ein guter Wein kein Essen, aber Alkohol allein macht es auch noch nicht perfekt.
   Jardine hatte eine Offenbarung, als sie am wenigsten damit rechnete. Im Winter fuhr sie mit Neil, dessen Bruder Chris und Chris’ Ehemann John für fünf Tage zum Zelten in den Big Bend, einen so wilden und leeren texanischen Nationalpark, dass sie sich vorkamen wie die letzten Menschen auf Erden. An einem Tag unternahmen sie eine Wanderung über zwölf Stunden. Auf dem Weg nach unten wurde es richtig kalt. Sie humpelten zu ihrem Zeltplatz zurück und bereiteten mit eisigen Fingern und kurz vorm Verhungern eine (sehr schlichte) Mahlzeit zu: Auf dem Campingkocher kochten sie Pasta, machten fertige Tomatensauce heiß und streuten Parmesan darüber. Dann saßen sie im Dunkeln und verschlangen im Licht der Stirnlampen ihre Portionen, dazu tranken sie Wasser auf Umgebungstemperatur. Worte können nicht ausdrücken, wie köstlich das war – ein Hochgenuss. Der Himmel über Mexiko und Texas war samtschwarz, und als sie hinaufblickte, entdeckte Jardine alle paar Minuten eine Sternschnuppe. Die Luft war kühl und klar. Sie war mit Menschen zusammen, die sie liebte. Ihr eigenes Glücksgefühl und das der anderen war beinahe greifbar. Der ganze Tag hatte kaum etwas gekostet und war doch ausgefüllt gewesen.
   Neulich bei einer Lesung fiel uns das Essen in der Wüste wieder ein. Der Autor erzählte von seinem Lektor, der das Ende des Buchs, an dem er bereits seit Jahren arbeitete, nicht stimmig fand, es würde das Buch ruinieren. Am Boden zerstört versuchte er, sich ein besseres einfallen zu lassen. Plötzlich hatte er eine Eingebung. Er begriff, dass das Ende notwendig und wichtig war, der Rest der Geschichte wurde ihm aber nicht gerecht. Die Erzählung hatte das großartige Ende gar nicht verdient. Daraufhin schrieb er das gesamte Buch noch einmal neu – bis auf das Ende, das nun endlich Sinn ergab.
   Und gewann damit den Pulitzer-Preis.
   Es ist wichtig, auf seine Mitmenschen zu hören, aber wir müssen trotzdem unsere eigenen Geschichten schreiben. Manchmal ist die Mahlzeit die falsche, und manchmal haben wir einfach nicht genug Hunger.«

Berauscht vom Leben
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Berauscht vom Leben

Die Freiheit, nicht zu trinken

Alkohol verspricht Genuss und Geselligkeit. Bedeutet nicht mehr zu trinken also Askese und Langeweile? Weit gefehlt, wie uns dieses Buch so wunderbar zeigt. Die selbstbestimmte Entscheidung, nicht mehr zu trinken, verbessert nicht nur unsere Gesundheit, sie ist lebensverändernd. Kein Verzicht, sondern mehr – mehr Freiheit, Selbstbewusstsein und kreative Entfaltung. Und vor allem: mehr Lebensfreude für starke Frauen.


(Der Textauszug in diesem Beitrag stammt aus dem Buch Berauscht vom Leben von Jardine Libaire und Amnada Eyre Ward, Copyright © 2021 Diogenes Verlag AG Zürich)

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