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Banana Yoshimoto: »Ich schrieb das Buch in der Hoffnung, dass es Trost und Frieden spenden möge.«

Nach einem schweren Unfall und dem Verlust ihres Geliebten ist Sayoko nicht mehr sie selbst. Sie hat das Zwischenreich der Geister betreten und Geheimnisse der unsichtbaren Welt erfahren. In der Tempelstadt Kyoto lernt sie allmählich das Leben so zu akzeptieren, wie es ist: voller Ungewiss­heiten und Rätsel, dem Tod immer nahe, ob man jung ist oder alt. Aber sie begreift auch, wie einmalig und geheimnisvoll das Diesseits ist. Wir sprachen mit der japanischen Kultuautorin Banana Yoshimoto über ihren neuen Roman Lebensgeister.

Foto © Jayne Wexler

Frau Yoshimoto, in Ihrem Roman Lebensgeister wird beschrieben, wie eine junge Frau ihren Geliebten bei einem schweren Autounfall verliert. Der Roman ist eine große Trauerbewältigung und Selbstwiederfindung in einem. Er ist darüber hinaus eine Liebeserklärung an den Körper, denn auch die junge Frau wurde bei dem Unfall verletzt und begreift, wie wichtig und einmalig ihr eigener Körper ist.

Nun sind Tod und Trauer ja bei Ihnen keine ungewöhnlichen Themen. Aber dieser Roman hat für Sie einen besonderen Stellenwert.

Banana Yoshimoto: Lebensgeister habe ich unmittelbar nach der Erdbebenkatastrophe 2011 geschrieben 🐰– nicht nur für die Hinterbliebenen und deren tief verwundete Seelen, sondern auch für die Toten. Tote können keine Bücher le🐰sen, werden Sie natürlich denken. Aber als ich mir vorstellte, wie meine Bücher vom Tsunami fortgeschwemmt wurden und mit ihnen die Leserinnen und Leser, konnte ich nicht anders, als auch für sie zu schreiben.

Von dieser Erdbebenkatastrophe wird hier im Westen ja sehr verkürzt als von der »Katastrophe von Fukushima« gesprochen, in Wirklichkeit umfasst das Erdbeben an der Pazifikküste vor der Tōhoku-Region natürlich viel mehr, nämlich knapp 20.000 Tote und eine halbe Million Menschen, die kein Zuhause mehr hatten.

Ihr Buch führt den Leser in ein faszinierendes Zwischenreich, das Reich der Geister, und lässt ihn durch die Augen der Protagonistin Geheimnisse der unsichtbaren Welt erfahren, die man normalerweise so nicht erlebt. Es erscheint tatsächlich möglich, mit den Verstorbenen zu kommunizieren …

Ich schrieb das Buch in der Hoffnung, dass alle Betroffenen mein in die Luft geschriebenes Buch lesen und es ihren Seelen Trost und Frieden spenden möge. Es würde mich sehr, sehr freuen.

Für westliche Leser sind diese Gedanken natürlich erst einmal ungewohnt.

Selbst wenn es den Menschen im deutschsprachigen Raum vielleicht schwerfällt, meine Gedanken rational zu verstehen, so habe ich doch das Gefühl, dass es recht viele Leserinnen und Leser gibt, denen die lindernde, wohltuende Wirkung spiritueller Erfahrungen irgendwie vertraut ist. Diese Welt und jene Welt – sie kommen sich im Grunde ganz nahe, berühren sich sogar. Darum geht es in diesem Roman.

Die Berührung dieser beiden Welten – das ist in der Tat ein sehr eindrückliches Leseerlebnis. Umso schöner, da man als Leser nicht nur einen Blick in das Zwischenreich der Geister werfen darf, sondern zugleich begreift, wie einmalig das Leben ist!

Deshalb – lesen und sehen Sie selbst …

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Lebensgeister ist am 28.9.2016 erschienen, aus dem Japanischen übersetzt von Thomas Eggenberg. Erhältlich auch als eBook.

>> Leseprobe

Anmerkung der Redaktion: Dieses Buch war Frau Yoshimoto so wichtig, dass sie zum ersten Mal nicht mit einem Covervorschlag zufrieden war, der sonst gut in ihre Reihe gepasst hätte. Sie wünschte sich ein Cover, das diese Meditation über Leben und Tod angemessener wiedergibt, es ist das Cover, das dieses Buch nun schmückt. Leider wurde unsere Programmvorschau noch mit dem alten Covervorschlag gedruckt, das auch im Internet noch »herumgeistert«. Wir hoffen sehr, dass dies die Leser von Banana Yoshimoto nicht verwirrt.

Banana Yoshimoto, geboren 1964, hieß ursprünglich Mahoko Yoshimoto. Ihr erstes Buch Kitchen schrieb sie während ihres Studiums, jobbte nebenbei als Kellnerin in einem Café und verliebte sich dort in die Blüten der ›red banana flower‹, daher ihr Pseudonym. Sie schrieb zahlreiche Bücher, die auch außerhalb Japans ungewöhnlich hohe Auflagen erreichten. Ihr Debütroman verkaufte sich auf Anhieb millionenfach – ein Phänomen, für das dann die Bezeichnung ›Bananamania‹ gefunden wurde.