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»Daheimgeblieben träumte ich im Schwimmbad von der Ferne.«

Auch bei uns gibt es diese eine bestimmte Erinnerung. Vielleicht war es im Wartezimmer des Kinderarztes, im Deutschunterricht oder in den langen Sommerferien. Vielleicht war es auch erst später: in unserer Lieblingsbuchhandlung, im unordentlichen Bücherregal der besten Freundin oder ein Geschenk zum Geburtstag. Diesen ersten bewussten Momenten, in denen wir erstmals von einem Diogenes Buch gefesselt, fasziniert oder begeistert waren, haben wir nachgespürt.

Tanja Graf, Lektorat

Mein erstes Diogenes Buch war Carson McCullers‘ Das Herz ist ein einsamer Jäger. Ich war dreizehn, als ich es mir aus der Buchhandlung Pollner in Gräfelfing besorgte. Ich hatte zum Schuljahresende einen Büchergutschein gewonnen und wollte mir kein Jugendbuch mehr aussuchen. Also folgte ich dieser Empfehlung meines Vaters. Dass es sich um ein Diogenes Buch handelte, war mir damals nicht bewusst, und es spielte auch keine Rolle. Das Einschneidende dieser Lektüre war für mich, dass ich erstmals – mehr intuitiv als rational – begriff, was Literatur ausmachte: Was ich las, hatte etwas mit meinem Innersten zu tun. Dieser Roman sprach mir aus der Seele, benannte Zustände, die ich kannte, aber niemals hätte benennen können.  

Foto: © privat

Natürlich war es das Mädchen Mick, mit dem ich mich identifizierte. Mick, die von einem diffusen großen Gefühl erfüllt ist, die sich in ständiger innerer Aufregung befindet, die sich nach einem Klavier, nach Schnee und Weite, »nach einem Menschen« sehnt. »Ich will – ich will – war alles, was sie denken konnte; aber was sie eigentlich wollte, das wusste sie nicht.« Oder auch: »Es war, als warte sie auf irgendetwas – aber sie wusste nicht, worauf. Die Sonne brannte grell und weißglühend auf die Straßen.« Erschütternd und unfassbar Micks Ausflug mit ihrem Freund Harry an den See.

Aber auch die anderen Figuren waren mir in ihrer Einsamkeit im Gedächtnis geblieben: der taubstumme John Singer, der Caféhausbesitzer, der Arzt. Was ich erst jetzt beim Wiederlesen begriff: Wie raffiniert Carson McCullers jede ihrer Figuren zur Projektionsfläche für die Wünsche und Sehnsüchte der anderen machte. Mick ist nach wie vor Dreh- und Angelpunkt, aber nun erkenne ich die Perspektive der jungen Autorin selbst. Wie großartig, dass dieses Jahrhundertbuch beim Wiederlesen nach 40 Jahren nicht nur Bestand hat, sondern mit seiner Poesie und menschlichen Weitsicht eine erneute Entdeckung ist. Und kurios, dass ich damit noch einmal in die vor-erwachsene Gedankenwelt meines eigenen Ichs zurückgucken konnte.

 

Renata Sielemann, Werbeleitung

Sicher waren da erst mal die Kinderbücher, die ich in lebhafter und lieber Erinnerung habe: Wo die wilden Kerle wohnen – mein Cousin hatte sogar die Puppen dazu und wurde von mir sehr beneidet –, von Tomi Ungerer Die drei Räuber und Zeraldas Riese – ich habe sie geliebt –, und irgendwo schwirrte auch der Anti-Struwwelpeter herum und wurde von mir mit Faszination gelesen. 

Mein erstes Diogenes Buch für Erwachsene kann ich jedoch ganz eindeutig benennen. Ich habe es als bewusste Entscheidung in Erinnerung, von nun an wirklich keine Jugendbücher mehr zu lesen, sondern mich am Bücherregal meiner Eltern zu bedienen. Dort wählte ich als Erstes John Irvings Gottes Werk und Teufels Beitrag aus. Der rote Apfel auf dem Cover zog mich an und auch, dass es solch ein dickes Buch war – beides erschien mir wie ein Symbol für Erwachsenenliteratur. Und das war es auch – der Roman eröffnete mir ganz neue Lektürewelten. Kurz gesagt: Aus mir wurde ein riesiger Irving-Fan, der jedes seiner Bücher verschlingt. Bis heute ist es für mich immer eine besondere Freude, mit dem Lesen eines neuen John-Irving-Romans zu beginnen. Deswegen freue ich mich schon auf den Bücherfrühling, wenn bei Diogenes Irvings 14. Roman erscheinen wird: Straße der Wunder.

Gottes Werk und Teufels Beitrag
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Ruth Schildknecht, Vertrieb

Im Frühjahr 1994 machte ich eine Schnupperlehre in der Fehr’schen Buchhandlung in St. Gallen, um zu erfahren, ob mir der Beruf Buchhändlerin gefallen könnte. In dieser Woche entdeckte ich mein erstes, selbst gekauftes Diogenes Buch: Die Reinheit des Mörders von Amélie Nothomb. Das Buch gefiel mir so gut, dass ich beschloss, es meinem Deutschlehrer für die mündliche Diplomprüfung vorzuschlagen. Ich hatte mich von der ersten Seite an festgelesen und den Roman in einem Zug verschlungen. 

Der Deutschlehrer lehnte meine Wahl leider ab. Er wollte keine Übersetzungen zulassen für die Prüfung. Ich war sehr unglücklich über diese Zurückweisung und unterstellte ihm insgeheim, er wolle sich nicht auf neue Werke einlassen.  

Das Diplom gelang auch so, und den Ausbildungsplatz in der Buchhandlung erhielt ich ebenfalls. Nie hätte ich mir damals träumen lassen, dass ich knapp zwanzig Jahre später im Diogenes Verlag arbeiten würde. Die Bücher von Amélie Nothomb las ich in dieser Zeit regelmäßig, kaum waren sie erschienen. Und Die Reinheit des Mörders ist einer meiner Nothomb-Lieblinge geblieben.

Die Reinheit des Mörders
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Reto Brunner, Datenbanken & Businessprozesse

An das erste Diogenes Buch kann ich mich genau erinnern: 1974, während völlig verregneter Ferien in Poschiavo. Als bald mal alle mir von meinem älteren Cousin überlassenen italienischen Comicbände mit Paperino, Zio Paperone und den Drillingen Qui, Qua und Quo mehrfach durchgelesen waren, nahm mich mein Vater zum Bahnhofkiosk mit und wählte zielsicher einen der wenigen vorrätigen deutschsprachigen Titel: das kurz zuvor erschienene und damals noch schwarz-gelbe Taschenbuch von Jules Vernes Reise um die Erde in achtzig Tagen (detebe 20126, CHF 5,80, heute in 21. Auflage für CHF 16,90 immer noch lieferbar). Dabei wies er mich besonders auf die schöne Ausstattung hin, 56 Stahlstiche von Benett und de Neuville aus der französischen Erstausgabe von 1873. Die restlichen Ferientage waren gerettet, das Buch habe ich heute noch.

Foto: © privat

Christine Baumann, Vertrieb

Meine ersten (bewussten) Diogenes Bücher waren nacheinander alle Krimis von Raymond Chandler.

Durch eine Zimmergenossin im Internat wurde ich auf den Krimiautor James Hadley Chase aufmerksam und habe einige seiner Romane gelesen. Auf der Suche nach ähnlich packenden Storys war es dann ein sehr kurzer Weg zu dem viel besseren Chandler. Diese hard-boiled fiction war während der Schulzeit das Einzige, was ich neben der Deutschkurs-Pflichtlektüre gelesen habe. Zum Glück kam nach dem Abitur der Lesehunger wieder zurück, so dass zu dem immer wieder gelesenen Philip Marlowe sich viele andere Diogenes Bücher, z. B. von John Irving und Jakob Arjouni, gesellten.

Leider habe ich vor kurzem meine zerlesenen Chandler-Bücher entsorgt, sonst könnte ich noch ein Bildchen dazulegen …

 

Sandra Imboden, Assistentin Rechte/Einkauf

Mein erstes Diogenes Buch war Das Biest des Monsieur Racine von Tomi Ungerer. Ich war damals etwa fünf Jahre alt und  meine Mutter hatte es mir vorgelesen. Ich war verzaubert von dem komischen Wesen und der Gastfreundschaft des M. Racine. Am Schluss habe ich sehr gelacht und mir gewünscht, dass ich doch nur auch so gute Ideen hätte wie die Kinder im Buch.

Silvia Zanovello, Lektorat

Mein erstes bewusstes Diogenes Buch war Heinrich von Kleists Marquise von O…, und zwar in der mini-Ausgabe (80 x 59 mm). Zu jener Zeit, in den Achtzigern, achtete ich noch nicht auf Verlagsnamen, hier jedoch schon. Denn ich konnte kaum glauben, dass man in einem so kleinen Format so große Literatur unterbringen kann. 

In der Buchhandlung im Schauspielhaus stand ein ganzer Drehständer davon. Ich kaufte noch viele weitere Titel aus der sogenannten »Krisenbibliothek« und verschenkte sie großzügig – schließlich waren sie auch für mein jugendliches Budget noch erschwinglich. Jahre später habe ich mit Klassikerprojekten im Hause Diogenes angefangen sowie die Reihe der »Kleinen detebe« betreut – schon erstaunlich, wie folgerichtig das im Nachhinein erscheint.

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Bettina Wagner, Verlagsvertretung Österreich

Ich weiß nicht mehr, wann genau es war, und ich weiß auch nicht mehr wo ich dieses Buch gelesen habe, aber Owen Meany von John Irving ist heute noch eines meiner Lieblingsbücher. Was habe ich mitgefiebert, gehofft und geweint mit Owen. Ein Buch, das ich immer wieder verschenke und das mir, wenn ich es in Händen halte, ein wohlig warmes Gefühl bereitet.

Owen Meany
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Christine Stemmermann, Lektorat

Mein erstes Diogenes Buch war Macno von Andrea de Carlo. Unter der durchsichtigen Plastikfolie, die an den Rändern schwarz war und deren Ecken so wie die des Buches abgestossen waren, leuchteten die kräftigen Farben des Umschlags hervor und ließen der Phantasie Raum, sich den Ort Macno immer deutlicher vorzustellen. Daheimgeblieben träumte ich im Schwimmbad von der Ferne und ließ mich auf den Wogen der Sätze von Andrea de Carlo schaukeln und davontragen aus dem Alltag. Anfangs verschlang ich das Buch. Dann las ich immer vorsichtiger, damit es ja nicht zu schnell vorüber war. Damals ließ ich mir noch nicht träumen, dass ich noch etliche Bücher von ihm von innen und ganz aus der Nähe würde kennenlernen, denn ich sollte einige seiner Titel später für Diogenes lektorieren.

Macno
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Regina Treier, Assistentin Geschäftsleitung

Mit meinen Kindern ging ich praktisch jede Woche in die Bibliothek in Uzwil, die damals noch in einem alten Bürogebäude der Firma Bühler untergebracht war. Die engen Gänge, die knarrenden Holztreppen und besonders der Geruch sind mir bis heute in Erinnerung geblieben.

Dort zu stöbern lohnte sich, denn die Bibliothekarinnen hielten den Bestand immer up to date, lasen selber alles und gaben entsprechend gute Empfehlungen ab. Mit der Zeit wussten sie auch von jedem und jeder, was er oder sie am liebsten las, und ich verließ mich immer auf die neuesten Tipps. Und so kam es, dass man mir nicht nur meinen ersten Irving empfahl (Owen Meany, damals im Hardcover mit dem tollen Autorenfoto!), sondern mit den Worten »dieses Buch von diesem Autor müssen Sie unbedingt lesen. Er ist noch so jung und schreibt großartig …«  auch Jakob ArjouniEin Mann ein Mord.

Ein Mann, ein Mord
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Susanne Dorn, Assistentin des Verlegers Daniel Keel von 1976 – 2011 und seines Nachfolgers Philipp Keel von 2012 – 2014

Ich erinnere mich gut, dass mich ein großer Band von Saul Steinberg, wahrscheinlich sein erstes Buch All in line, ganz und gar kein Kinderbuch, schon fasziniert hat, bevor ich lesen konnte. Mein Großvater, ein Fan, besaß es, und ich vertiefte mich leidenschaftlich darin, keineswegs verstehend, worum es ging. Ich fand die genialen Strichzeichnungen einfach lustig. Als Steinbergs erster Band bei Diogenes erschien, Die Entdeckung Amerikas im Jahr 1992, für den Daniel Keel sich mit aller Verve eingesetzt hatte, war mir Steinberg längst ein Begriff.

Saul Steinberg, Untitled, 1944, aus: All in Line (1945)

Was ich nie vergessen werde, ist mein Vorstellungsgespräch bei Daniel Keel im Jahr 1976. Der Moment, als er mich fragte, was ich denn so läse. Natürlich nannte ich ihm wohlweislich vor allem Diogenes Bücher: Allen voran das Tintenfass, bereits in der detebe-Version, das richtig Kult war und dessen nächste Ausgabe man mit Spannung erwartete. Herausgeber waren Daniel Keel und Gerd Haffmans. Ebenso das 1975 erschienene Große Liederbuch von Tomi Ungerer! Dann nannte ich Daniel Keel eines meiner Lieblingsbücher, Carson McCullers’ Die Ballade vom traurigen Café (damals noch mit der schwarzen Rose auf rotem Grund als Diogenes Taschenbuch), Somerset Maughams Der bunte Schleier (den wir auf Englisch in der Schule lesen mussten), Muriel Sparks Memento mori und vermutlich Beat Brechbühls Kneuss, damals gerade hochaktuell. Brechbühl war Herstellungsleiter bei Diogenes, als er dieses Buch schrieb!

Klar hatten wir auch Dürrenmatt in der Schule durchgenommen, aber er war damals noch kein Diogenes Autor, und ich wusste von Daniel Keels Liebe zu Dürrenmatt noch nichts. Es dauerte nicht lang, nur ein paar Jahre, bis ich mit Daniel Keel, theaterbegeistert wie ich es auch war, die Uraufführung von Dürrenmatts Achterloo im Schauspielhaus Zürich besuchen durfte und er mir fortan oft seine Theatertickets abtrat.

Wer weiß, wie viele Diogenes Bücher ich seit meinem Vorstellungsgespräch gelesen habe … ? Und mich, ganz im Geist von Süskinds Erzählung Amnesie in litteris, oft nicht einmal mehr an sie erinnern kann?