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Luca Ventura verrät sein Limoncello-Rezept

Passend zum Titel des neu erschienen Capri-Krimis Bittersüße Zitronen aus der Spiegel Bestseller-Reihe verrät uns Autor Luca Ventura sein Rezept für den fruchtigen süßsauren Likör. 

Foto von Dimitris Vetsikas auf Pixabay

Gerade heute wieder: Ich stehe in der Sonne, trinke meinen Espresso und werde von einer fremden Person gefragt, ob ich wisse, welches der beste Limoncello sei und wo man ihn bekommen könne.

Ich will wirklich niemandem sein Geschäft verderben, aber ich kann nur sagen: Lass die Finger von dem gelben Zeug aus dem Supermarktregal. Vergiss die Feinkostläden und Duty-free-Shops, und mach lieber deinen eigenen Zitronenschnaps. Es ist nämlich ganz einfach.

Bild von dasaias auf Pixabay

Für 1,5 Liter brauchst du 10-12 Bio-Zitronen. Schau, ob du da, wo du wohnst, vielleicht sogar welche aus unserer Region bekommst, wenn nicht von Capri, dann doch von der sorrentinischen Halbinsel. Sie tragen die Sonne des Südens in sich, sind voller Vitamin C und so saftig, dass es spritzt, wenn du mit dem Fingernagel in die Schale bohrst. Aber du kannst natürlich auch Zitronen aus einer anderen sonnigen Gegend verwenden. Falls du selber erntest, weißt du, dass du die Früchte drehen musst und nicht reißen darfst. Der Baum könnte unnötige Verletzungen davontragen.

Wasch die Zitrusfrüchte unter heißem Wasser, trockne sie ab und zieh mit dem Küchenmesser Stück für Stück die Schale herunter – aber nur das Gelbe! Die weiße Haut mit ihren Bitterstoffen bleibt an der Frucht. Achtung: In den Limoncello kommt kein Zitronensaft. Damit der nicht verkommt, presst du die geschälte weiße Zitrone aus, füllst den Saft in Eiswürfelbehälter und frierst ihn ein. So kannst du den Saft irgendwann später verwenden, zum Beispiel für Limonade.

Zurück zum Limoncello: Die gelbe Schale, die in Kringeln vor dir liegt, gibst du in ein großes Gefäß und gießt es mit ca. ¾ Liter Alkohol auf. Ich verwende dafür reinen 95prozentigen Alkohol, du kannst aber auch Wodka nehmen. Das Zitronen-Alkohol-Gemisch muss zugedeckt bei Zimmertemperatur mindestens 8-10 Tage ziehen – oder auch länger. Mein Nachbar zum Beispiel lässt die Schalen bis zu vier Wochen im Alkohol liegen und ist überzeugt, dass genau deshalb sein Limoncello der beste von allen ist. Weil er ein wirklich netter Kerl ist, geben wir ihm alle Recht.

Egal ob eine Woche oder ein Monat – während dieses Prozesses entzieht der Alkohol den Zitronenschalen mit der Farbe die kostbaren ätherischen Öle. Aber nie und nimmer bekommt der Schnaps dabei die grellgelbe Farbe, die der Limoncello aus dem Supermarkt hat. Ich weiß nicht, wie diese Farbe zustande kommt, aber mich macht sie misstrauisch. Und mit künstlichen Farbstoffen zu arbeiten, verstößt selbstverständlich gegen die Ehre eines jeden anständigen Zitronenbauers und Limoncellofabrikanten!

Bild von sergei akulich auf Pixabay

An dieser Stelle will ich kurz etwas über die Entstehungsgeschichte des Limoncello erzählen. Natürlich wurde der Limoncello auf Capri erfunden – sagen die Capreser. Die Leute von der sorrentinischen Halbinsel behaupten dagegen, der Limoncello sei aus ihrer Gegend, und das sagen wahrscheinlich auch die Ischitaner, die Bauern von der Amalfiküste, und wen immer man in dieser Sache rund um den Golf von Neapel befragt. In meinem Capri-Krimi ist es jedenfalls die bäuerliche Großmutter der Limoncello-Produzentin Signora Aurora Bellini, die vor hundert Jahren lebte, eine sparsame und schlaue Person war und fand, Zitronenschale sei zum Wegwerfen zu schade und dass sich daraus doch noch etwas machen ließe. Sie gilt bei mir seither als Erfinderin des Zitronenschnaps. Den Namen »Limoncello« – und das ist verbrieft – bekam das Getränk erst in den 1980er Jahren. Und dass schon die Capri-Fischer vor hundert Jahren draußen auf dem Meer Limoncello tranken, halte ich für Unsinn. Aber – wer weiß?

Weiter im Rezept: Die Menge, die du an Alkohol genommen hast (3/4 Liter), nimmst du nun an Wasser und löst darin, in einem eigenen Topf, Zucker auf – 500 Gramm höchstens. Ich nehme eher weniger Zucker, aber das ist Geschmackssache. Probier es aus.

Wasser und Zucker lässt du so lange köcheln, bis der Zucker vollständig aufgelöst ist. Wenn der Sirup kalt ist, gibst du ihn zum Zitronen-Alkoholgemisch, verrührst beides und lässt den Limoncello über Nacht ziehen.

Das fertige Getränk gießt du durch ein Sieb in Flaschen aus Glas, die du, falls du sie im Keller gefunden hast, vorher entstaubst und sauber machst und nach dem Abfüllen fest verschließt.

Übrigens: Limoncello schmeckt am besten eisgekühlt – aus eisgekühlten Gläsern. Sieh zu, dass du immer ein paar Gläschen im Eisfach hast.

Und noch ein Tipp: Trink deinen Limoncello nicht zu schnell, sondern in kleinen Schlucken. Lass dir den Tropfen wie eine Praline auf der Zunge zergehen, lehn dich dabei zurück und leg die Beine hoch. Und vielleicht hörst du in der Ferne die Brandung von Capri. Salute!

Luca Ventura

 

Zutaten für den Limoncello

10-12 Bio-Zitronen

¾ Liter hochprozentiger Alkohol (z.B. Wodka)

¾ Liter Wasser

500 Gramm Zucker

Bittersüße Zitronen | Leseprobe | eBook | Hörprobe | Hörbuch, ungekürzt gelesen von Johannes Klaußner